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Birk hat sich „beschwert“, dass er bisher noch nicht von mir zum Interview gebeten wurde. Das hat er jetzt davon – jetzt musste er einfach meine Fragen beantworten. Dieses Interview ist gleichzeitig der Startschuss in einen recht vielfältigen Interview-Herbst!

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Hallo, stell dich doch mal meinen Leserinnen und Lesern vor.

Hallo, Gregor. Also ich bin Birk, Papa eines fast zweijährigen Sohnes und Journalist. Aufgewachsen bin ich im niedersächsischen Niemandsland, wäre fast Mathe-Lehrer geworden und landete doch in den Medien. Heute arbeite ich in Teilzeit als Digital-Redakteur beim Eltern Magazin und schreibe außerdem als freier Journalist für Magazine und Zeitungen über Familie und Bildung. Besonders am Herzen liegen mir dabei Papa-Themen und Texte für Kinder. Manchmal darf ich auch Vorträge über digitalen Journalismus oder Neue Väter halten.

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Mir fällt auf, dass in letzter Zeit der „Papasicht“ in Medien mehr Gewicht geschenkt wird (Stichwort: neues Männerbild, Papas bleiben zu Hause,…) – zu Hause beim Kind bleiben ist allerdings trotzdem in den meisten Fällen Mama-Sache – warum glaubst du, ist das so?

Wandel braucht seine Zeit. Auch in Schweden, dem großen Vorbild in Sachen Gleichberechtigung und moderner Vaterschaft, gab es große Startschwierigkeiten in Sachen Elternzeit. Tatsächlich erlebe ich in meinem Umfeld (oder meiner Filterblase) aber sehr viele sehr engagierte Papas und immer mehr Gleichberechtigung. Das macht mir Hoffnung. Und vielleicht trägt auch die Berichterstattung über solche Papas ein wenig dazu dabei, dass mehr Männer in Elternzeit gehen, weniger arbeiten und dafür mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, öfter den Haushalt schmeißen. Um wirklich mit allen alten Traditionen zu brechen, brauchen wir aber noch etwas mehr Zeit und Willen – übrigens nicht nur von den Vätern, sondern auch von den Müttern.oben

Wenn du die Chance hättest, dass du in Deutschland oder weltweit etwas für Familien/Mamas/Papas ändern könntest – was wäre es?

Ich würde mir mehr Gleichberechtigung wünschen und weniger Grabenkämpfe zwischen den Geschlechtern wünschen. Ich würde mir wünschen, dass Frauen und Männer überall auf der Welt die gleichen Chancen auf Bildung, Aufstieg und ein gutes Leben haben. Ich würde mir mehr Gleichberechtigung in der Aufteilung von Haus- und Care-Arbeit wünschen. Von mehr engagierten Papas würden alle profitieren, die Mamas, die Kinder, die Gesellschaft. Und ich würde mir mehr Gleichberechtigung in der Berufswelt wünschen. Solange Kinder und Teilzeit immer noch ein Karriere-Hindernis sind und Frauen schlechter bezahlt werden, haben es viele Familien schwer traditionelle Muster zu durchbrechen. Auch eine bessere Bezahlung und mehr Anerkennung für Erzieher*Innen und Pflegekräfte wäre toll.

 

Ich wurde vor kurzem gefragt, welche Werte ich meinem Sohn auf jeden Fall mitgeben möchte. Wie sieht das bei dir aus? Welche Werte waren/sind dir als Papa wichtig, dass du sie deinem Kind mitgibst? 

Gerade in diesen Zeiten möchte ich, dass mein Sohn Respekt gegen über anderen Menschen und ihrem Leben hat, dass er tolerant und weltoffen ist, dass er selbstbewusst ist, neugierig durchs Leben geht und für seine Haltung und Werte einsteht.

Birk, ich habe ein Foto von dir entdeckt, wo du ein Bügeleisen als Telefon verwendest – was hat es damit auf sich?

Das ist während einer Blödelei in der Mittagspause entstanden, damals habe ich noch in einer PR-Agentur als Redakteur gearbeitet. Ich persönlich mag aber Bügeleisen sehr – ganz im Gegensatz zu meiner Frau. Ich liebe Bügeln, das ist für mich die pure Meditation. Wenn mein Sohn am Wochenende seinen Mittagsschlaf macht, bügele ich die Wäsche der Woche und schaue dabei Netflix-Serien oder Dokus. Die pure Entspannung und meine Lieblingshausarbeit – dicht gefolgt von Saugen.

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Dein Tipp an mich als Jungpapa – was sollte ich auf keinen Fall versäumen bzw. verpassen in Bezug auf meinen Sohn?

Ich bin ja auch noch Jungpapa. Mein Rat wäre immer, verbringe so viel Zeit wie möglich mit deinem Kind, sei präsent, nimm Elternzeit. Für mich gab es einen Augenöffner-Moment, vier Monate vor der Geburt meines Sohnes. In dieser Zeit ist mein Vater gestorben, kurz nach einer schweren Herz-Operation. In unserem letzten Telefonat vor dem Eingriff habe ich ihn gefragt, ob er Angst hätte. Seine Antwort: „Wovor denn? Ich hatte ein tolles Leben, ich habe viel erlebt und dich aufwachsen sehen. Das war die wichtigste Erfahrung in meinem Leben.“ Diese Worte habe ich bis heute immer wieder im Ohr. Für mich war ab diesem Zeitpunkt klar, dass ich nie bereuen will, zu wenig Zeit mit meinem Sohn verbracht zu haben. Meine erste Konsequenz: Ich bin von Vollzeit im Büro zu einem flexiblen Arbeitszeitenmodell gewechselt, das mir erlaubt auch in der Woche viel Zeit mit meinem Sohn zu verbringen.

Vielen Dank, Birk, für dieses Interview!

Drei Linktipps habe ich noch für euch….
Papamomente von Birk Grüling

Der Exot am Spielplatz

…und die gesammelten Texte von Birk findet ihr in dieser Textsammlung

Von Papa zu Papa - heute mit Birk Grüling.

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