Familie bei Tisch

Gastartikel von Philipp (Wohnen im Kleinformat)

Wohnen wird immer teurer. Um den steigenden Miet- und Immobilienpreisen ein Schnippchen zu schlagen, versuchen mehr und mehr Menschen, aus wenigen Quadratmetern viel herauszuholen.

Insbesondere für Familien ist das aber sehr herausfordernd. Hier kommen ein paar Tipps dazu, wie ihr euer Familienleben in einer kleinen Wohnung effektiv organisieren und möglichst harmonisch zusammenleben könnt.

1. Für jeden einen eigenen Rückzugsort schaffen

Familienleben

Es ist extrem wichtig, dass jeder Einzelne von euch in der Wohnung einen eigenen Rückzugsort hat. Jeder Einzelne bedeutet: jeder Erwachsene und jedes Kind, also nicht: alle Erwachsenen und alle Kinder. Manchmal braucht man einfach Zeit für sich und seine Ruhe, unabhängig vom Alter.

Im Idealfall steht jedem Familienmitglied ein eigener Raum zur Verfügung. Das lässt sich in einer kleinen Wohnung natürlich oftmals nicht so einfach realisieren. Dann sollte zumindest jeder einen Bereich haben, der sozusagen nur ihm gehört und an dem er weitestgehend ungestört ist.

Ein paar Ideen für das Familienleben, wie ihr individuelle Rückzugsorte für jeden Einzelnen schaffen könnt:

  • Kinderzimmer in zwei Teile teilen, etwa durch eine Trockenbauwand mit Zwischentür oder – im Falle eines geringeren Budgets – durch einen Paravent, jedem Kind gehört dann eine Hälfte des Zimmers. Weitere Ideen für Raumteiler für kleine Räume findest du beispielsweise bei Wohnen im Kleinformat in diesem Beitrag.
  • ein Erwachsener nutzt als Rückzugszone das Wohnzimmer, der andere das Schlafzimmer
  • jeder Erwachsene hat seinen individuellen Bereich im Wohnzimmer, beispielsweise einen kleinen Tisch mit einem bequemen Stuhl zum Arbeiten, Lesen etc.

Was konkret umsetzbar ist, hängt logischerweise von euren spezifischen Voraussetzungen ab – also insbesondere dem Grundriss der Wohnung und der Anzahl der Bewohner. Die Küche und das Bad solltet ihr jedoch nicht als Rückzugsorte erwägen, sondern immer als Gemeinschaftsräume betrachten.

2. Klare Absprachen bezüglich der Nutzung bestimmter Räume

Mutter am Laptop, Kinder spielen im Hintergrund Fangen.

Wenn man zu dritt oder viert in einer 2- bis 3-Zimmer-Wohnung mit nur einem Bad wohnt, bedarf es klarer Absprachen darüber, wer den Raum wann wie lange nutzt. Schließlich will sich jeder Bewohner morgens vor der Arbeit oder Schule frisch machen und herrichten. Und abends vor dem Schlafengehen gilt gemeinhin dasselbe.

Setzt euch zusammen und überlegt euch die sinnvollste Reihenfolge für die Badnutzung. In erster Linie entscheidet klarerweise, wer am frühesten aus dem Haus muss. Doch bezieht auch andere Aspekte mit ein, etwa: Wer bringt die Kinder zur Schule? Wer bereitet das Frühstück vor? Wer hat am längsten im Badezimmer zu tun?

Spielt gedanklich oder auch auf Papier verschiedene Varianten durch. Sicherlich findet ihr so bald die perfekte Reihenfolge für die Aufenthalte im Bad. Wichtig ist dann logischerweise auch, dass sich jeder an die getroffenen Absprachen hält. Wenn bestimmte Umstände eine Abänderung eures Plans verlangen, solltet ihr das wiederum miteinander besprechen.

Hinweis:
In abgeschwächter Form gilt das auch für die Küche, vor allem, wenn jeder von euch zu einer anderen Zeit zu Mittag isst. Wenigstens das Abendessen genießt ihr hoffentlich zusammen.

3. Gemeinsam eine Haushaltsordnung aufstellen und einhalten

Ordnung zu halten, ist in jeder Wohnung wichtig, damit sich alle Bewohner wohlfühlen. Doch auf engem Raum trifft das natürlich umso mehr zu. Aus diesem Grund solltet ihr gemeinsam (!) eine Haushaltsordnung aufstellen, die so Punkte beinhaltet wie:

  • Vor dem Schlafengehen ist das Kinderzimmer aufgeräumt.
  • Gegenstände werden nach der Benutzung wieder an ihren Aufbewahrungsort zurückgestellt.
  • X kümmert sich um den Abwasch, Y um den Müll, Z geht mit dem Hund Gassi.
  • Die Erwachsenen wechseln sich wöchentlich mit dem Wohnungsputz ab.
  • etc.

Haltet eure Haushaltsordnung ruhig schriftlich fest. So gibt es in ungemütlichen Streitgesprächen wenigstens etwas Handfestes, auf das sich berufen werden kann.

4. Freizeitliche Flexibilität für alle Familienmitglieder so hoch wie möglich halten

Familie vor dem Fernseher auf der Couch beim Filmschauen.

Welche Mamas und Papas kennen es nicht: Die lieben Kinder wollen unbedingt den süßen Disney-Trickfilm sehen, während man selbst große Lust auf den coolen Action-Thriller hat, der parallel in einem anderen Sender ausgestrahlt wird. Existiert in der Wohnung lediglich ein TV-Gerät, so kann das früher oder später zu echter Frustration bei einem oder mehreren Bewohnern führen.

Alle Familienmitglieder sollten in Bezug auf ihre freizeitlichen Beschäftigungen in der kompakten Wohnung möglichst viel Flexibilität haben. Um beim obigen Beispiel zu bleiben: Vielleicht könnt ihr auch im Kinderzimmer einen kleinen Fernseher unterbringen, sodass zumindest zwei Optionen verfügbar sind.

Das Prinzip lässt sich natürlich genauso auf viele andere Aktivitäten übertragen: Will jemand lesen, während ein anderer TV schauen möchte, sollte jeder die bevorzugte Beschäftigung genießen können – und zwar in einer für die jeweilige Tätigkeit angemessenen Umgebung. Der Lesende hat wohl kaum Freude an seiner Literatur, wenn im gleichen Raum der Fernseher laut läuft. Zwei Lösungsideen:

1. Man hält sich in unterschiedlichen Zimmern auf.

Wenn das nicht geht:

2. Der TV-Schauende setzt sich Kopfhörer auf und der Lesende zieht sich in eine Ecke zurück, in der ihn der Fernsehbildschirm nicht stört.

Kurzum: Jeder sollte in der Regel das tun können, was er möchte. Dass das in einer relativ kleinen Wohnung nicht immer klappt, versteht sich von selbst. Ihr werdet alle hin und wieder auch zurückstecken müssen. Doch wenn ihr euch um gute Lösungen bemüht, ist durchaus viel möglich.

5. Kommunizieren, kommunizieren und nochmals kommunizieren!

Leben mehrere Menschen auf relativ engem Raum zusammen, ist das Konfliktpotential sehr hoch. Damit sich trotz des begrenzten Platzes jeder wohlfühlt und ihr in eurer Wohnung bestmöglich miteinander auskommt, solltet ihr vor allem eines tun: viel reden.

Sprecht es sofort an, wenn euch etwas missfällt oder ihr einen Verbesserungsvorschlag habt. Unter keinen Umständen solltet ihr irgendwas in euch hineinfressen. Gleichzeitig müsst ihr euch jedoch auch stets im Klaren darüber sein, dass es unvermeidlich ist, hier und da Kompromisse zu machen.

Eine gute, offene, ehrliche und rücksichtsvolle Kommunikation ist der Schlüssel zu einem für alle Beteiligten schönen Familienleben in einer kleinen Wohnung.

Gastartikel Familienleben:

Philipp, der diesen Gastartikel über das Thema Familienleben verfasst hat, ist Herausgeber des Ratgebers Wohnen im Kleinformat.

Zu einem anderen Thema hat er schon einmal einen Gastartikel geschrieben.

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