Es gibt die Tage, wo der Papa allein zu Hause ist – Mrs. S ist mit Little S nach Wien gefahren, um die Familie zu besuchen.
Wie laufen also ein paar Tage unter dem Motto Papa allein zu Hause ab – der ungeschönte Unterschied zwischen der Vorstellung einzelner Beteiligter und der Wirklichkeit.
Was Little S glaubt
In Little S Vorstellung komme ich als Papa nach der Arbeit nach Hause – bis hierhin ist das noch sehr richtig. Aber ab dem Zeitpunkt, wenn ich die Türe aufsperre, gehen die Vorstellungen in zwei komplett verschiedene Richtungen. Ich habe defintiv kein Superhelden-Kostüm an….also keinen hellblauen Strampler mit CD auf der Brust. Ich setze mich dann auch nicht auf den Boden und beginne mit Stapelbecher, Autos und Tieren zu spielen. Wenn ich allein zu Hause bin, sitze ich um 19:30 auch nicht im Kinderzimmersessel und singe (wobei die Zeit des Singens beim Einschlafen eh schon wieder ein paar Monate zurückliegt).
Was Mrs S glaubt
Auch Mrs S wird glauben, dass ich ein Superheldenkostüm anhabe. Nämlich IHRES! Aber das hat sie natürlich mitgenommen und ich kriege Haushalt und Arbeit nicht ganz so gerade auf die Reihe, wie es sein sollte. Es könnte allerdings auch sein, dass Mrs S glaubt, dass ich zwischen Ende des Arbeitstages und Beginn des nächsten Arbeitstages nur „auf der Gaudi bin“. Aber sie kennt mich – dauermüde und „alt“.
Was der Chef glaubt
Wenn der Chef in Erfahrung bringt, dass Papa allein zu Hause ist, dann steigt die Erwartungshaltung auf Überstunden und rund um die Uhr mit 200% zu arbeiten immens. Ähnlich wie bei der Vorstellung von Mrs S, glaubt der Chef, dass ich meine Zahnbürste und einen XXXXL-Deostick ins Büro bringe und darauf los lege.
Was die Freunde glauben
Auch hier gibt es Überschneidungen – die Freunde wären auch schnell in der Erwartungshaltung ganz oben, dass man rund um die Uhr für Sie Zeit hat. „Hey, ich brauch jemanden, der mir im Baumarkt Erde tragen hilft. Du bist eh gerade alleine daheim?!“ (huhu Edgar!)
Was ich glaube
Im Kopf habe ich immer eine massiv lange Liste, was ich vorhabe, wenn ich alleine bin. Meine Serien weiterschauen (am besten bis tief in die Nacht), meine Bücher weiterlesen (am besten bis noch tiefer in die Nacht), wieder mal ein bisschen Kalligraphie/Lettering üben (am besten die ganze Nacht durch),…
Wie es wirklich ist, wenn Papa allein zu Hause ist
Und jetzt die große Ernüchterung! Es ist einfach stinklangweilig und unspektakulär. Ich komme nach der Arbeit nach Hause, werfe mich schon von Weitem in die Jogginghose und gammle darauf los. Ein bisschen Internet surfen, ein bisschen Fernsehen (aber nicht die vorgenommen Serien, sondern alles andere). Dazwischen mal ein bisschen Essen. Meistens dann sogar schon vor dem Hauptabendprogramm das erste Nickerchen auf der Couch – Fernsehschlaf ist der gesündeste/beste/erholsamste. Der Haushalt wird dazwischen eher halbherzig gemacht – meistens lasse ich alles dann auf den letzten Abdruck zusammenkommen (typisch männlich…). Der Wecker läutet später also sonst – bzw. er läutet überhaupt – wenn Little S zu Hause ist, brauche ich meistens keinen Wecker. Ich kann meistens froh sein, wenn ich es zumindest einmal schaffe, dass ich mich am Abend mit Freunden treffe und dann bin ich dankbar, wenn wir gleich auf ein „After-Work-Bier“ gehen und nicht erst drei Stunden nach Feierabend…
„Und hast du die Zeit genossen?“ – stellt mir in meiner Vorstellung Mrs S die Frage. Vielleicht einen (den ersten) Abend – aber spätestens am zweiten Abend möchte ich mit Little S und Mrs S am Boden herumsitzen und spielen…
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