Interview

Thorsten Auer habe ich 2008 kennengelernt – wir waren damals gemeinsam auf einer Dienstreise im Westen der USA und mich freut es, dass er mir mehr als 10 Jahre später hier die Fragen beantwortet!

Hallo Thorsten – würdest du dich bitte mal meinen Leserinnen und Lesern vorstellen.

Hallo, mein Name ist Thorsten Auer, bin stolze 42 Jahre alt und lebe mit meinem Lebenspartner und bald Ehemann Stephan in Wien Donaufeld. Beruflich bin ich im Außendienst eines Reiseveranstalters für 30 Stunden die Woche tätig – aber das Hauptaugenmerk meines Lebens liegt seit 7.5 Jahren auf unseren Pflegekindern Alessandro (7) und Sandria (6). Wir übernahmen unseren Sohn im Alter von 10 Wochen und die Tochter holten wir am 2. Lebenstag direkt aus der Klinik zu uns. Seit dem steht unser Leben Kopf. Ich denke so geht es allen Eltern J Wir leben einen ganz normalen Familienalltag – ja auch 2 Papas können in Österreich unbehelligt ein tolles Leben mit Kindern führen und dies wird auch in unserer gesamten Umgebung sehr wertgeschätzt.

Eltern für Kinder Österreich, SOHO, 1. Regenbogenfamilienzentrum – wenn man sich durch dein Facebook-Profil scrollt und sieht für welche Organisationen du aktiv bist, könnte man meinen, dein Tag hat mehr als 24 Stunden. Magst du uns ein bisschen was über die Organisationen erzählen?

Ganz so schlimm ist es nicht. Aber es ist natürlich schon so, dass wir durch unsere doch noch ungewöhnliche Familiensituation bei den Organisationen „gefragt“ sind. Es geht auch viel darum, über unsere Erfahrungen zu berichten. Eltern für Kinder Österreich ist ein toller Verein in Wien, welcher Pflege- und Adoptiveltern mit einer Anstellung unterstützt. Dafür muss man in Supervision gehen und Fortbildungen machen. Es geht hier um einen Austausch zwischen den Pflegeeltern, welcher auch dringend notwendig ist. In der Supervision wird man professionell unterstützt. Die Herausforderungen mit Pflegekindern, sind manchmal ja doch andere, als mit leiblichen Kindern. Viele Pflegekinder haben ja auch ein Schicksal geerbt.
Das Regenbogenfamilienzentrum ist im 5. Wiener Gemeindebezirk angesiedelt und unser voller Stolz. Mein Mann ist auch im Vorstand und mit dem Verein FAMOS (Familien andersrum) wird dieses betrieben. Hier geht es eigentlich um das Leben mit Kindern in homosexuellen Familien. Da geht es vom Familiennachmittag, über Babyrunden bis zur Schulung von Lehrpersonal usw.  – ein breit gefächertes Angebot ist auf der Homepage ersichtlich J!
SOHO ist die Abkürzung von Sozialdemokratie und Homosexualität. Hier sind wir nicht offiziell beschäftigt, sondern einfach Mitglieder, da wir auch politisch in dieser Richtung aktiv sind. Ja es gibt auch noch aufrechte Sozialdemokraten in diesem Land J!
Dazwischen werden wir auch von Medien immer wieder angefragt, um aus unserem Leben zu erzählen, so wie von dir hier!

Ich wurde gefragt, welche Werte ich meinem Sohn in der Erziehung vermitteln möchte. Die Frage möchte ich genauso an dich weitergeben – welche Werte sind einem Thorsten Auer in der Erziehung wichtig?

Eine kluge Frage. Für mich ist es einfach wichtig, dass unsere Kinder ehrliche, liebe und offene Persönlichkeiten werden. Ich wünsche einfach, dass sie stolz auf sich sind und eine gewisse Stärke bekommen, um die Hürden des Lebens zu meistern. In unserer speziellen Situation wünsche ich mir, dass sie immer zu uns stehen und mit ihrer eigenen Geschichte klar kommen. Dabei unterstützen wir sie in jeder Minute.

Du hast die Möglichkeit in Österreich eine Sache in Bezug auf Familie/Papas/Mamas/Eltern nach deinen Wünschen zu ändern – welcher Punkt wäre das?

Ich wünsche mir einfach eine Gleichberechtigung und das Ansehen von Vätern im Haushalt mit dem der Mütter gleichzustellen. Mütter die Karriere machen wollen, sollen das. Nicht jede Mutter die arbeiten will, vernachlässigt ihr Kind. Ein Papamonat klingt cool, ich finde dies sollte Pflicht werden J! ZUMINDEST ein Monat! Natürlich wäre auch ein Ausbau der Öffnungszeiten von Kindergarten und Schule im ländlichen Raum wünschenswert, somit hätte dann jeder die Wahl, wie er sein Kind betreuen lassen kann. Nicht jeder in der Gesellschaft hat 10 Wochen Urlaub und ist ab 11:30 zuhause!

Unser Sohn lernt gerade täglich neue Wörter – eine spannende Sache, wie ich als Papa finde. Was war so ein „Meilenstein“ bei dir? Was ist dir in der Entwicklung deiner Kinder am meisten im Kopf geblieben?

Da gibt es unzählige Momente, wie du schon sagst. Das geht vom 1. Mal durchschlafen bis zum Schuleintritt letzten September. Die ersten Schritte, die ersten Worte (merkwürdigerweise bei uns OMA und BLUME *G*), das 1. Laternenfest, „ich brauche keinen Schnuller mehr“, ich schlafe jetzt auch windelfrei, etc. etc. – natürlich sind die letzten Eindrücke am präsentesten. Aber als beide im September mit der Schultüte aus der Klasse kamen, konnten wir alle die Tränen nicht mehr verbergen.

Vielen Dank für deine Antworten, Thorsten Auer!

Zum Schluss gibt es, wie gewohnt ein paar Links zu den Themen/Organisationen im Interview.

Eltern für Kinder Österreich

FAMOS

SOHO

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